Wechsel auf Lithium Ionen Batterie BMW R Ninet


Kein Regen, aber die alte (nie am Ladegerät gewesene) Batterie von 2017 fing an, Zicken zu machen. Also austauschen, bevor die jährliche Vatertags-Ausfahrt ansteht.

Und wenn schon, dann Wechsel auf Lithium. Dann hat man auch noch ein bisschen was zu basteln. Und man spart Gewicht in Kilo-Dimension.

Hier beschrieben wird der gesamte Vorgang, vom Ausbau des alten Blei-Akkus bis zum Einbau der neuen Batterie einer BMW R Ninet von 2017.

1) Vorhandensein nötigen Werkzeugs prüfen und neue Batterie bestellen. Diese von Classic Bike Raisch passt von der Breite her optimal in den Batterieschacht. Von daher meine Empfehlung.

Nicht so toll: Die auf den Fotos abgebildeten Distanzteile wurden nicht mitgeliefert. Keine Ahnung, ob Raisch die vergessen hat oder man sie separat hätte bestellen müssen. 

Es werden aber solche oder ähnliche zweckerfüllende Teile benötigt, sonst bekommt man die Batterie im Schacht nicht fest und die Batteriekabel wären zu kurz, da der Li-Io Akku einige Zentimeter weniger hoch baut, als der Originale.

Da ich kurzfristig auf Tour wollte, habe ich mir alternatives Material besorgt. Bei Louis bekam ich Teile aus so "festem Schaumstoff" geschenkt, die unten sogar Klebestreifen hatten. Von der Größe her millimetergenau unter die Batterie passend, vielleicht drei Zentimeter dick. Optimal. Dank an die Louis-Leute, das hat mir die Ausfahrt gerettet.

2) Dank auch an BMW, die für jeden Batteriewechsel den Abbau des Tanks inkl. der Bezinleitungen vorsehen. Etwas Herausforderung muss sein. 

3) Zunächst werden die Sitze demontiert. Die praktische Schraube zum einfachen Lösen des Sozius Sitzes habt ihr ja sicher schon erworben...

4) Dann der Schnorchel (zwei Schrauben und vorne eine Klammer).

5) Auf der anderen Seite der kleine Kunststoffflügel. Ggfs. dort Diagnosestecker trennen, wenn er Richtung Tank verbunden ist. War bei mir aber nicht nötig (2017er). Bei älteren BJ eventuell nötig. 

6) Jetzt die seitlichen Aluträger demontieren, auf denen der Fahrersitz befestigt war. Vorne die Kunststoff-Brücke mit dem Batteriepol auch abschrauben. Links und rechts zusammen sechs Schrauben also. 


7) Den Tank losschrauben. Dazu vorne unten am Tank die beiden Schrauben lösen. 

8) Die Überlaufschläuche links am Rahmen an drei Stellen aus den Kunststoff-Clipsen nehmen, die brauchen Spiel.


9) Jetzt den Tank vorne so weit anheben, dass ein Brett quer auf das Zündschloss gelegt werden kann. Darauf den Tank abstellen. Die beiden Halterungen, mit denen der Tank am Rahmen befestigt wurde, stehen dann genau auf dem Brett. Ist alleine problemlos machbar.

Achtung! Tank nicht mit Gewalt hochheben! Sicherstellen, dass keine Kabel beschädigt werden. Prüfen, ob an eurem Motorrad noch mehr Kabel am Tank hängen, als von mir hier beschrieben!


10) Jetzt unter den Tank blicken. Da ist ein Stecker oben am Tank befestigt. Den Halteclip mit einem Schraubenzieher leicht anheben, Stecker lösen. Nicht an den Kabeln ziehen! Nur am Stecker! 

11) Jetzt die beiden Netz-ummantelten Benzinleitungen abziehen. Dazu das Metallteil oben zum Tank hin Eindrücken. Dadurch löst sich die Befestigung und die Leitung ist, ggfs. durch leichtes Drehen, ablösbar. Geht leicht, wenn der Metall-Clip richtig gedrückt wird. Stecker sind nur gesteckt. Keine Gewalt anwenden! 

Es werden ggfs. einige Milliliter Benzin aus den Verbindungen laufen. Keine empfindliche Uhr tragen! Eventuell vorher Motor darunter abdecken. 

12) Prüfen, ob sonst nichts weiter zu lösen ist. Bei mir war das so.

13) Weiches dickes Tuch oder Putz-Schwamm bereithalten, als Abstütz-Unterlage für den Tank. Jetzt den Tank weiter anheben, bis über senkrecht. Das Brett nehmen und hinten auf diese Elektro-Abdeckung legen. Gucken, an welcher Stelle der Tank genau aufliegen wird. Da müssen Brett und weiche Unterlage liegen. 

Eigentlich soll die Ninet wohl so einen Kippschutz haben. So ein Teil, dass den geklappten Tank arretiert. Das fehlt bei mir. Bei mir geht der Tank nach hinten, bis er irgendwo gegen stößt. Prüft, wie das bei euch ist. Wenn, dann soll da so ein Teil hinten an der Befestigung des Tanks am Rahmen sein.

Hinweis: Der Tank ist auch in der hochgestellten Position dicht. Da läuft nichts aus. Meiner war voll, als ich hier gewerkelt habe.


14) Batterie-Metall-Haltebügel oben abschrauben. Dann nach unten aushängen.


15) Jetzt die zwei vorderen Kunststoff-Kabelverbinder rechtsseitig an den Kabeln über der Batterie auftrennen. Man hat dadurch ein paar mm mehr Spiel, die nötig sind, um die alte Bleibatterie aus ihrem Schacht zu bekommen. Kabel nicht zerren!


16) Die Batterie zuerst am Minuspol, dann am Pluspol von den Batteriekabeln befreien. Batterie aus Schacht ziehen. Dazu die Schrauben in den Batteriepolen lassen und an diesen hochziehen. Kabel rechtsseitig der Batterie an Gehäuse vorbeimogeln. Falls nötig, von unten schieben. Dazu neben dem Federverein vorbeifassen und Batterie hochdrücken. Geht alles alleine, ist nur etwas fummelig.

Damit ist der Ausbau erledigt. Einbau einer gleichartigen Batterie in umgekehrter Reihenfolge, aber erst Minuspol, dann Plus. 

Ich beschreibe noch den Einbau der Li-io Batterie: 

17) Schwarzen Kunststoff der Batterie abkleben. Roten Teil mit schwarzem Lack in die richtige Färbung verwandeln 😉

18) Hinweis vorab: Rechteckige Unterlegstücke für die Batteriepol-Schrauben einlegen, bevor ihr die Batterie dauerhaft einsetzt! Sonst wirds später fummelig. Die sind auch nicht quadratisch! Passen also nicht in jeder Richtung.

Unterlage für Batterie einsetzen, damit sie höher kommt. 3cm müssen es wohl sein. Ich hab wie gesagt so Schaumstoff-Platten benutzt. Ihr müsst selbst gucken. Li-io Batterie einsetzen. Die geht problemlos schräg rein und dann gerade hinstellen, ganz ohne fummeln. Die von Raisch arretiert mit leichtem Druck genau zwischen die beiden langen Kunstofflaschen, die von vorne vorstehen. Gegen seitliches Verrutschen ist sie somit gesichert. Jetzt prüfen, ob ihr sie hoch genug bekommt, so dass ihr die +/- Kabel befestigen könntet. Erst, wenn ihr hoch genug kommt:

19) Nötigenfalls einen Strich am oberen Ende der Batterie am Metallbügel anzeichen. Auf dieser Höhe müsst ihr zB. mit einem Winkel die Batterie nach oben hin halten. Ich habe ein Loch in den Metallbügel gebohrt und einen Winkel verschraubt. Funktioniert sehr gut.

Achtung: keine Spitzen oder scharfen Kanten produzieren, die auf die Batterie einwirken könnten!


20) Batteriekabel an Pole verschrauben. Erst Plus, dann Minus. Nehmt dazu die Original BMW Schrauben. Die sind von oben leicht mit Kreuzschlitz zu schrauben. Die mitgelieferten der Batterie nicht.

21) Kabel wieder mit Kabelbindern zusammenbinden.

22) Tank wieder auf Zündschloss setzen. Stecker einstecken und Benzinkabel verbinden. 

23) Tank in Originalposition bringen und vorne mit 19 Nm verschrauben. 

24) Schnorchel und Kunstoffflügel links wieder anbringen. Ggfs. weitere Stecker einstecken. 

25) Sitzhalterungen wieder anschrauben sowie die Batteriebrücke. Sitze montieren. 

26) Vor dem ersten Start des Motors: Zündung einschalten und Gasgriff ein paar Mal voll durchdrehen. Dadurch kalibriert sich die Gassteuerung. Man hört das auch. 

Uhrzeit ggfs. neu stellen, war bei mir nötig. 

Fertig.

Ich bin hier gerade nach Usedom gefahren. Jede Menge Regen. Ich kann sagen, dass die Batterie das schon mal überstanden hat. Trotzdem, dass sie an ihrem Platz Nässe und Schmutz ziemlich ausgesetzt scheint.

Gesamtempfehlung fürs Umrüsten auf Li-io Batterie? 

Das viel geringere Gewicht hat sich natürlich sofort in einem deutlich besseren Handling des Bikes niedergeschlagen. Die Höchstgeschwindigkeit ließ sich so auch steigern. 😉 

Aber mal was basteln ist immer nett.

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